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Was tun nach dem Abi?: Mitten in der Steppe

Autor:
Max

Rubrik:
orientieren

21.11.2019

Mittlerweile hatte es Timo, Jakob und mich in den Süden Kasachstans gezogen. Wir waren an einen verlassenen Salzsee getrampt und hatten dort unser Zelt aufgeschlagen. Die nächsten Häuser lagen einen stattlichen Fußmarsch entfernt und zur Hauptstraße waren es dann nochmal 25 Kilometer.
Am nächsten Morgen schauten wir dann verdutzt aus der Wäsche, als wir aus dem Zelt kamen: Schafe, Kühe und Pferde hatten sich um unser Zelt versammelt. Die Tiere grasten das saftige Grün am See ab, ein Hirte auf einem Pferd hielt sie zusammen. Jakob, Timo und ich gaben Schätzungen ab, wie viele Schafe sich hier gerade tummelten. Damit hatten wir einen Anlass, den Hirten anzusprechen. Er grüßte uns mit einem Handschlag und einem freundlichen „Salam“ und zählte den Bestand seines Hofes auf: 400 Schafe, 500 Pferde und ebenso viele Rinder. Der Hirte war in unserem Alter, hatte aber eine vom Wetter gegerbte Haut, die ihn älter aussehen ließ.
Die größte Herausforderung war nun, ein Auto zu finden, das uns zurück an die Trasse mitnahm. Als wir gerade in Richtung einer unweiten Siedlung aufbrechen wollten, fuhr ein SUV an uns vorbei. Wir stoppten ihn und nach kurzem Verhandeln nahm er uns tatsächlich mit. Bei der Trasse angekommen lud der Fahrer uns zu Tee und einem kleinen Imbiss bei sich zu Hause ein. Das Angebot nahmen wir gerne an. Es gab Eier, frittiertes Brot, köstliche Himbeermarmelade und regionalen Honig. Außerdem bestand unser Gastgeber darauf, dass wir noch zwei Spezialitäten probierten: kleine Brocken aus getrockneter und vergorener Milch sowie pures Fett, das gut gewürzt war. Bis auf die Milchbrocken war alles super lecker und wir aßen uns satt.
Nach dem kleinen Abstecher ging es für uns weiter Richtung Sharyn-Canyon. Kurz vor der Abenddämmerung erreichten wir den Eingang des Nationalparks. Von hier waren es noch zwei Kilometer Fußweg zu unserer Unterkunft, die sich im Tal des Canyons befindet. Weil wir keinen Weg für den steilen Abstieg ins Tal fanden, riefen wir mehrmals bei der Lodge an, aber die Frau am Telefon beschrieb uns den Weg mehr schlecht als recht. Unterwegs trafen wir einen Engländer, der in seinem Geländewagen auf dem Plateau des Canyons übernachtete. Er bot uns an, in seinem Auto zu schlafen, weil es mittlerweile schon dunkel war. Der Engländer bot mir noch Ohropax an, doch ich verzichtete. Sobald er jedoch zu schnarchen begonnen hatte, wünschte ich, ich hätte nicht abgelehnt.