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Deutsch-französischer Studiengang: Lehrveranstaltungen in drei Sprachen

Joelina Gärtner (20) verbrachte zwei Semester in Frankreich. Sie absolviert den deutsch-französischen Chemie-Bachelor „Regio Chimica“, der im Rahmen einer Kooperation der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Université de Haute Alsace (UHA) angeboten wird.

Verschiedene Wörterbücher liegen übereinander gestapelt auf einem Tisch. Im Hintergrund sind mehrere Fenster zu sehen.

Dieser Studiengang findet abwechselnd im französischen Mulhouse und in Freiburg im Breisgau statt. Die Lehrveranstaltungen sind überwiegend auf Deutsch und Französisch, außerdem gibt es einige auf Englisch.

Die nötigen Fremdsprachen komplett zu beherrschen ist keine Voraussetzung für diesen Studiengang. „Man sollte zwar schon Grundkenntnisse in Französisch und Englisch mitbringen, lernt aber während des Studiums auch sehr viel dazu, vor allem das Fachvokabular“, berichtet Joelina Gärtner. „Hilfreich ist auch, dass wir immer in Tandems, also in deutsch-französischen Teams, arbeiten.“ Sie ist bereits im vierten von regulär sechs Semestern.

  • Portraitfoto von Joelina

    Man sollte zwar schon Grundkenntnisse in Französisch und Englisch mitbringen, lernt aber während des Studiums auch sehr viel dazu, vor allem das Fachvokabular.

    Joelina Gärtner

Chemie und Interkulturelles

Der Bachelorstudiengang „Regio Chimica“ gliedert sich in chemische und interkulturelle Module. Zu ersteren gehören zunächst Mathematik, Physik und Chemie sowie Lehrveranstaltungen etwa zu anorganischer, organischer und physikalischer Chemie. Bei den interkulturellen Modulen variieren die Inhalte stark. Joelina Gärtner hatte zum Beispiel Veranstaltungen wie „Die Geschichte der Schweiz“, „Berufliche Kommunikation“ „Teammanagement“ oder „Interkulturelle Begleitung“, das dabei unterstützen soll, in einem fremden Land zu studieren und sich in der anderen Kultur zu bewegen. In Freiburg ist es möglich, einige Module frei zu wählen, wie zum Beispiel „Konfliktmanagement“. Sie selbst hat sich unter anderem einen Programmierkurs ausgesucht.

Der Anteil der Fremdsprachen hängt davon ab, in welchem der beiden Länder man sich gerade befindet. In Frankreich sind die meisten Module auf Französisch und nur die interkulturellen Module auf Deutsch. In Deutschland wiederum werden die meisten Module auf Deutsch gelehrt und die interkulturellen Module auf Französisch. Englisch spielt eine Rolle, wenn es konkret um Forschung im Bereich der Chemie geht; ein Sprachkurs in Mulhouse bereitet die Studierenden darauf vor. Auch ein an der Hochschule durchgeführtes Laborpraktikum erfolgt komplett auf Englisch, einschließlich der dabei relevanten Fachliteratur und der zu verfassenden Protokolle. Generell ist der Chemie-Teil dieses Studiums auch von mehrwöchigen Laborpraktika geprägt, wobei der Praxisanteil in Deutschland höher ist als in Frankreich.

Drei Wahlmöglichkeiten

Das erste Studienjahr verbringen die Studierenden als deutsch-französische Gruppe komplett in Mulhouse. Für das zweite Jahr geht es gemeinsam nach Freiburg und für das dritte können sich alle entscheiden: entweder in Freiburg bleiben oder nach Frankreich zurückkehren. Dort wiederum kann zwischen den Varianten gewählt werden, das letzte Jahr wieder an der UHA in Mulhouse zu studieren oder an einer Ingenieurschule (École d'ingénieurs) einen Ingenieur-Abschluss zu erlangen. Bei erfolgreichem Studium erhalten die Studierenden einen deutsch-französischen Doppelabschluss. Joelina Gärtner hat sich dafür entschieden, das fünfte und sechste Semester in Freiburg zu absolvieren.

Chemie im interkulturellen Kontext

Die Entscheidung für einen Studiengang fiel ihr nach dem Abitur nicht leicht. „Ich fand in der Schule viele Fächer interessant. Meine Leistungskurse waren Französisch und Chemie und ich wollte gern beides verbinden, doch viele meinten, das würde gar nicht zusammenpassen.“ Diese Befürchtung löste sich auf, als ihr Chemielehrer eines Tages einen Flyer mitbrachte, der über den deutsch-französischen Studiengang „Regio Chimica“ informierte. „Ich fand es sehr ansprechend, dass hier neben den Naturwissenschaften auch das Internationale, Interkulturelle mit dabei ist und ich auch Semester im Ausland verbringen kann“, begründet sie ihre Wahl, die sie letztlich traf, nachdem sie sich im Internet noch weiter darüber informiert hatte.

Nach dem Bachelorabschluss möchte Joelina Gärtner noch einen Masterstudiengang im Bereich Chemie absolvieren – das ist auch in Frankreich möglich –, um dann vielleicht einen der vielfältigen Wege in dieser Branche einzuschlagen. „Ich könnte mir vorstellen dabei im interkulturellen Kontext zu arbeiten. Dabei hilft es natürlich sehr, die Chemie in drei Sprachen zu beherrschen.“