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Ingenieurin – Bekleidungstechnik: Die passenden Stoffe finden

Sarah Vollmer (32) ist Ingenieurin für Bekleidungstechnik und arbeitet für ein Kölner Modelabel, das nachhaltige Modeprodukte für Männer und Frauen entwirft und vertreibt.

Eine junge Frau näht an der Schnellnähmaschine Taschen zusammen.

Es ist September 2023 und bereits jetzt dreht sich alles um die Herbst- und Winterkollektion für das kommende Jahr: Sarah Vollmer sitzt mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Design und dem Produktmanagement zusammen und überlegt, welche neuen T-Shirts, Hosen, Pullis und Kappen im nächsten Herbst auf den Markt kommen sollen. „Wir diskutieren über die Stoffe, die wir verwenden wollen, über ihre Webart, ihre Eigenschaften, die Haptik und die Optik“, erklärt die Ingenieurin. „Im Anschluss briefe ich unsere Lieferanten, die vor allem in der Türkei und in Portugal sitzen. Hin und wieder besuche ich sie auch persönlich. Manchmal haben sie genau das, was wir uns vorstellen, bereits im Sortiment, manchmal entwickeln wir gemeinsam neue Materialien.“

Dass sich Sarah Vollmer so gut mit Stoff-, Leder- und Konfektionsarten sowie mit technischen Themen rund um Web- und Strickmaschinen auskennt, verdankt sie ihrem Ingenieurstudium im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein.

  • Ein Porträt-Foto von Sarah Vollmer

    Mein Ingenieurstudium hat mir vor allem dahingehend geholfen, dass ich mit den Lieferanten auch Fragen besprechen kann, die technische Details betreffen.

    Sarah Vollmer, Ingenieurin für Bekleidungstechnik

Duales Studium am Niederrhein

„Als Jugendliche habe ich gern genäht und hatte den Traum, einmal ein Modeatelier für prominente Stars zu eröffnen“, erinnert sich die heute 32-Jährige. Weil sie sich aber auch für Mathe und Naturwissenschaften interessierte, brachte ihre Mutter, die bei einem großen Modeunternehmen arbeitet, sie auf die Idee, Ingenieurin für Bekleidungstechnik zu werden.

Im Rahmen des ausbildungsintegrierenden dualen Studiums an der Hochschule Niederrhein machte Sarah Vollmer beim Modeunternehmen Brax schließlich eine Ausbildung zur Näherin und schloss gleichzeitig an der Hochschule ihren Bachelor of Engineering ab. „Mein Pflichtpraktikum absolvierte ich bei einem kleinen Modelabel in Berlin, das mich nach meinem Praktikum direkt einstellte, sodass ich parallel zur Arbeit meinen Studienabschluss machte“, erzählt Sarah Vollmer. Im Bereich Produktentwicklung und Design war sie für die komplette Jacken-Kollektion zuständig. Das bedeutet: Sie suchte die passenden Stoffe und Accessoires aus, entschied sich für Designs, wirkte bei der Produktentwicklung mit und betreute die Produktion.

Aufbau der Stoff- und Materialabteilung

„Nach zwei Jahren hatte ich viel gelernt und wechselte nach Köln zum nachhaltigen Modelabel Armedangels, wo ich zunächst in der Produktentwicklung für die Damenkollektion zuständig war und Designideen mit Lieferanten umsetzte.“ Weil sie nach einer Weile im Unternehmen andere Aufgaben übernehmen wollte, baute sie anschließend die Stoff- und Materialabteilung in dem Kölner Modelabel auf, in der es um das Sourcing – also das Finden – und den Einkauf von „Zutaten“ für die Bekleidungsstücke geht. Zwei Mitarbeitende stehen ihr dabei zur Seite. „Mein Ingenieurstudium hat mir vor allem dahingehend geholfen, dass ich mit den Lieferanten auch Fragen besprechen kann, die technische Details betreffen“, erklärt Sarah Vollmer. Das können reine Designerinnen und Designer in der Regel nicht leisten. Dabei ist kein Textilprodukt wie das andere: „Wir stehen immer wieder vor anderen Problemen und Herausforderungen, die wir lösen müssen. Das ist das Spannende an der Arbeit als Ingenieurin für Bekleidungstechnik.“

Beruflich würde die Ingenieurin gern noch mehr Richtung Management gehen und strategisch denken und arbeiten: „Den Bereich Supply-Chain-Management, also die Verantwortung für den Materialfluss vom Lieferanten bis zum fertigen Produkt, finde ich sehr spannend.“ Angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren der Textil- und Bekleidungstechnik rät sie, im Studium möglichst früh viel Praxiserfahrung zu sammeln, zum Beispiel im Bereich Betriebsorganisation, Fertigungsprozesse, Produktenwicklung, Produktmanagement oder Vertrieb – die Einsatzmöglichkeiten für Ingenieurinnen und Ingenieure der Textil- und Bekleidungstechnik sind vielfältig. Mit viel Praxiserfahrung gelingt dann der Einstieg in die abwechslungsreiche Welt der Mode.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild. (Suchwort: Ingenieur/in - Bekleidungstechnik)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Fachverband Textile Care, Fabric and Leather Technologies im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

www.vdma.org