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Kulturmanagerin: „Auf keinen Fall langweilig“

Als freiberufliche Kulturmanagerin arbeitet Lea Luka Sikau (23) für unterschiedlichste Auftraggeber und Projekte. Ihre Leidenschaft für diese Tätigkeit entwickelte sie bereits im Jugendalter.

Konzertmusikerin übt an ihrer Geige.

Lea Luka Sikau ist freiberufliche Kulturmanagerin. Ein Traumberuf, findet sie – obwohl sie als Kind noch nicht vom Kulturmanagement geträumt hat. „Der Beruf ist so vielfältig, dass man gar nicht sagen kann: Ich werde später mal Kulturmanagerin“, sagt die 23-Jährige. Wie sie dazu gekommen ist? „Das war ein längerer Prozess.“

Als sie sechs war, begann sie mit Gesangsunterricht, mit elf wurde sie Jungstudierende im Fach Gesang an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Bald fiel ihr auf, wie wenig junge Leute die klassischen Konzerte besuchen – und sie beschloss, sich in der Kulturpolitik zu engagieren. So saß sie im Alter von 16 Jahren im Jugendrat in Düsseldorf und war beratendes Mitglied im Kulturausschuss, wo sie dafür sorgte, dass Jugendliche freien Eintritt in Museen oder zu den Generalproben der Opernhäuser erhielten. Sie stellte fest, dass Jugendliche sehr wohl an Kultur interessiert sind, doch dass sie auch davon abgeschreckt werden können: nämlich von der „Steife der sogenannten ,Hochkultur‘“, wie Lea Luka Sikau es bezeichnet. Sie beschloss, dass sich grundlegend etwas an Kultur ändern müsse.

Strenges Auswahlverfahren im Studium

Foto von Lea Luka Sikau Foto von Lea Luka Sikau

Lea Luka Sikau

So näherte sie sich der Idee des Kulturmanagements – und dem gleichnamigen Studium. Nach ihrem Bachelorabschluss in Medien- und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf schrieb sie sich für den Master-Studiengang Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in München ein. Dort fand sie sich wieder in einer kleinen Gruppe von nur 15 Kommilitonen. „Hier wird hart ausgesiebt“, berichtet Lea Luka Sikau: per Eignungsfeststellungsverfahren, wie bei allen vergleichbaren Studiengängen in Deutschland. „Ich will aber trotzdem dazu ermuntern, sich dafür zu bewerben.“ Denn es gehe bei den Tests nicht darum, Fakten herunterzurasseln; sondern eher darum, kreativ zu denken und zu wissen, warum genau man ins Kulturmanagement gehen möchte.

Mittlerweile hat sie den Master in der Tasche und ist als freiberufliche Kulturmanagerin tätig. Sie organisiert Konzerte und Festivals, hat in der Deutschen Botschaft in London gearbeitet sowie als Assistenz der Geschäftsführung eines Start-ups in New York. Ihre Aufgabe dort war, eine Förderung für das Start-up zu bekommen – die Werte des Unternehmens zu erkennen, Präsentationen zu erstellen und Kontakte zu knüpfen: „Gerade im Managementbereich ist dieser Beruf definitiv auch ein Schreibtischjob“, erklärt Lea Luka Sikau.

Reibung mit künstlerischen Charakteren

Ausgeglichen werde das durch Veranstaltungen, bei denen man üblicherweise starken Kontakt zu Kulturschaffenden habe. „Man lernt die Künstler kennen, redet mit ihnen, man hat also einen näheren Bezug zu den Künsten, als ihn die meisten Menschen haben.“ Das sei auch eine Herausforderung: Man arbeite mit ambitionierten Menschen zusammen, mit künstlerischen Charakteren. „Da entsteht natürlich auch Reibung“, sagt Lea Luka Sikau. „Doch im besten Fall ist genau diese Reibung produktiv.“

Ihre Aufträge sind abwechslungsreich: „Man muss schauen, was kommt.“ Wichtig sei, projektbasiert tätig sein zu können. „Ich arbeite sechs Wochen intensiv an einem Projekt, manchmal von zehn Uhr morgens bis Mitternacht – und nicht jahrelang konstant täglich von neun bis fünf. Das muss man mögen.“ Gleichzeitig sei es aber wichtig, sich von diesem Sog auch distanzieren zu können, damit nach dem Projekt „auch noch ein Leben auf einen wartet“.

Lea Luka Sikau wahrt die Distanz und liebt gleichzeitig den Sog, die Intensität der Projekte. Ihr nächstes Ziel ist die Promotion an der Universität Cambridge. Ihre Vision: „Erlebnisse zu schaffen, welche die Leute berühren, die auch mal provokant sein können. Die aber auf keinen Fall langweilig sind.“