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Ich will in die Politik: Verantwortung übernehmen wollen

Peter Reiß (34) ist Oberbürgermeister in der mittelfränkischen Stadt Schwabach. Wie fühlt es sich an, Verantwortung für rund 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner zu tragen? Welche Aufgaben gehören dazu und wie kommt man überhaupt in die Politik?

Ansicht des Bremer Rathauses.

„Mit Jogginghose gehe ich fast nicht mehr aus dem Haus“, sagt Peter Reiß lächelnd. Denn auch beim Einkauf am Wochenende kann ein Oberbürgermeister im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Seine Rolle als Stadtoberhaupt kann der Schwabacher nicht einfach ablegen, sobald er das Rathaus verlässt. „Manchmal kommen auch an der Kasse im Supermarkt Bürgerinnen und Bürger mit einem Anliegen zu mir.“

Unter der Woche ist der Terminkalender des Oberbürgermeisters voll. Doch das bringt Peter Reiß nicht aus der Ruhe. Schnell von einem Thema aufs nächste zu wechseln, ist er gewohnt. Eine Sitzung mit dem Fachreferat für Finanzen und Wirtschaft hat er bereits hinter sich. Gleich folgt ein Gespräch mit Unternehmern, die sich in der Stadt ansiedeln wollen. Später empfängt er die neue Polizeiinspektorin im Rathaus. Danach muss er noch eine Büttenrede für den lokalen Faschingsverein vorbereiten und am Abend geht’s zu einem Schulkonzert. Nicht nur zum eigenen Vergnügen, sondern als Repräsentant der Stadt. 

  • Portrait von Peter R.

    Je kleiner eine Kommune ist, desto mehr muss man in der Sacharbeit machen, je größer, desto politischer und repräsentativer wird die Funktion.

    Peter Reiß, Oberbürgermeister von Schwabach
  • Portrait von Lothar V.

    Es sind in der Regel Leute mit einem unglaublichen Charisma, denen man gerne zuhört. Netzwerken ist da das A&O.

    Lothar Vandeven ist Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Nürnberg

24/7-Job als Oberbürgermeister

Seiner Vorbildfunktion und Verantwortung in Schwabach ist sich Peter Reiß bewusst. „Seit meinem Amtsantritt habe ich keine Straße mehr bei Rot überquert und auch bei kurzen Wegen setze ich mich nicht ohne Helm auf das Fahrrad“, sagt der 34-Jährige schmunzelnd. Ein guter Ruf ist gerade in der Politik von enormer Bedeutung.

In seinem Job wird Peter Reiß mit vielen unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert – oft auch am Abend oder am Wochenende. Die Anforderungen an einen Oberbürgermeister sind abhängig von der Größe einer Kommune. „Je kleiner eine Kommune ist, desto mehr muss man in der Sacharbeit machen, je größer, desto politischer und repräsentativer wird die Funktion“, erklärt Peter Reiß.

Wer Politik machen möchte, muss Verantwortung übernehmen und „bei Entscheidungen nicht zögern und zaudern“, findet Peter Reiß. Dafür sollte man überzeugt und überzeugend sein, bemerkt Lothar Vandeven, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Nürnberg. „Es sind in der Regel Leute mit einem unglaublichen Charisma, denen man gerne zuhört.“ Wer Mehrheiten für sich gewinnen will, sollte mit Menschen umgehen können. „Netzwerken ist da das A und O“, betont der Berufsberater. Aber auch Schlagfertigkeit und Diplomatie schaden nicht, um bei Debatten und Anfeindungen angemessen zu reagieren.

Kein vorgezeichneter Weg, aber …

Wer Lust auf Politik hat, dem stehen viele Wege offen. Ein Studium oder das Abitur sind für die politische Arbeit nicht zwingend nötig, aber von Vorteil. Eine Berufsgruppe überwiegt unter den Politikerinnen und Politikern: „Juristinnen und Juristen bilden die große Mehrheit“, weiß Lothar Vandeven. Neben Jura sieht der Berufsberater vor allem Studiengänge wie Volkswirtschaftslehre, Wirtschafts-, Kommunikations- oder Medienwissenschaften als gute Basis für eine politische Karriere. Grundsätzlich ist für den Einstieg in die Politik aber jedes Fachstudium möglich. Politikwissenschaften eigneten sich dafür allerdings weniger, meint Lothar Vandeven. „Denn ein/e Politikwissenschaftler/in betrachtet Politik und Gesellschaft aus einer wissenschaftlichen Warte und nicht aus der Praxis.“ Wer seine politischen Fähigkeiten testen möchte, dem empfiehlt der Berufsberater, sich am besten schon in jungen Jahren in einer Partei zu engagieren.

Wer nicht im Rampenlicht stehen möchte, hat andere Möglichkeiten, sich beruflich in die Politik einzubringen und kann die „Entscheider“ im Hintergrund unterstützen. Fachreferentinnen und -referenten etwa beantworten Anfragen, koordinieren Termine oder schreiben Pressemitteilungen für Abgeordnete. Diesen Job haben häufig Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler inne, aber der Zugang ist für die meisten Akademikerinnen und Akademiker möglich. PR-Managerinnen und -Manager sowie Redakteurinnen und Redakteure finden in Pressestellen von Parteien, Ministerien oder sogenannten Körperschaften des öffentlichen Rechts wie dem Bundesamt für Verbraucherschutz Beschäftigung. Auch mit einer Ausbildung kann man in der Politik arbeiten. Verwaltungsfachangestellte oder Kaufleute für Büromanagement etwa sind in der Kommunal- und Landesverwaltung tätig. In den unterschiedlichen Ministerien werden außerdem Fachkräfte aus verschiedenen Fachbereichen – etwa der IT – benötigt.

Vom Anwalt zum Oberbürgermeister

Peter Reiß ist seit seiner Jugend politisch aktiv gewesen. In der Jugendorganisation der SPD, bei den Jusos, hat er die Parteiarbeit kennengelernt und seine Kommunikationstechniken trainiert. Nach seinem Abitur studierte er Jura in Erlangen. Seither war er viele Jahre Stadtrat in Schwabach.

In seinem Hauptberuf als Anwalt in einem Unternehmen für Immobilienentwicklung fehlte ihm aber etwas. „Ich hatte das Bedürfnis, etwas für die Gesellschaft zu tun“, erinnert sich Peter Reiß. Der folgende Job als Referent für Naturschutzrecht in der Regierung von Mittelfranken brachte ihm viel Know-how rund um Mitarbeiterführung und Verwaltungsrecht, aber nicht die gewünschte Erfüllung. Diese fand er schließlich vor vier Jahren, als er von seinen Parteimitgliedern für den Posten des Oberbürgermeisters aufgestellt wurde. 

In dieser Position fühlt er sich wohl. Beruflich sieht er sich auch weiterhin als politischer Gestalter in seiner Heimatstadt – wenn auch seine Ambitionen immer von der Entscheidung der Wählerschaft abhängen. „Ein Mandat habe ich ja nur auf Zeit bis zu den nächsten Wahlen“, so Peter Reiß. Obwohl es eine hohe Frustrationstoleranz und viel Kompromissbereitschaft braucht, geht der Politiker in seiner Arbeit auf. „Für mich ist es ein toller Beruf, weil es mir Spaß macht, Dinge umzusetzen und die Früchte meiner Beschlüsse zu sehen. Zum Beispiel, wenn ich durch eine frisch sanierte Schule laufe oder dem Neubau eines Schwimmbades zusehe.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Politik)

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung

www.studienwahl.de

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit unterstützt dich bei der optimalen Auswahl von Studienfach und Studienort.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit

www.berufe.tv

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Hochschulkompass

Infoportal der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zu deutschen Hochschulen, deren Studien- und Promotionsmöglichkeiten sowie internationalen Kooperationen

www.hochschulkompass.de