zum Inhalt

Praktikum im Studium: Wie ich auf Soziologie gekommen bin

Porträtfoto des Bloggers Antoine

Autor:
Antoine

Rubrik:
studium

09.11.2020

Nach genau vier Jahren, sieben Semestern an der Uni und 36 Seminaren in drei Sprachen ist es soweit. Mein Studium ist vorbei. Also genauer gesagt mein Bachelorstudium. Vielleicht ist das ja der richtige Zeitpunkt, um ein kleines Resümee zu ziehen, von dem auch du profitieren kannst. Denn als Schüler stellt man sich die Hochschulzeit oft anders vor, als sie tatsächlich ist. Heute geht es darum, wie ich den passenden Studiengang für mich gefunden habe.
An meiner Schule war die Berufsorientierung Nebensache. Einmal habe ich einen Online-Test gemacht, bei dem herauskam, dass ich entweder Pilot oder Mitarbeiter im Sicherheitsdienst werden sollte. Da mir aber für ersteres die ruhige Hand und für Letzteres die abschreckenden Muskeln fehlten, musste ich mich weiter orientieren. Immerhin hatte ich dadurch gemerkt, dass es an der Zeit ist über die Zukunft nachzudenken. Meine Lieblingsfächer waren Mathe und Sozialkunde, aber Latein fand ich auch spannend. Nicht, weil ich gut oder talentiert darin gewesen wäre, sondern weil wir Reden von Cicero und Cäsar übersetzen mussten und diese Reden mich faszinierten. Dazu war ich eher als diskussionsfreudiger und neugieriger Schüler bekannt. So begann ich mich Mitte der 11. Klasse für den Studiengang Jura zu interessieren. Da ich aber nicht wirklich viel Ahnung von einem Studienaufbau hatte, vereinbarte ich erstmal einen Termin mit einem Berufsberater. Danach hatte sich Jura für mich erledigt – ich hatte den Eindruck bekommen, nicht ehrgeizig oder durchsetzungsfähig genug zu sein. Und so war ich erstmal wieder planlos. Und schon kam das Abitur, ich hatte aber immer noch keine Idee, was ich studieren wollte.
In den Monaten nach meinem Abschluss habe ich mich deshalb für alle möglichen Studiengänge eingeschrieben, die mich nur ansatzweise interessiert haben. Politik in Marburg, Philosophie in Stuttgart, Mathematik in Hamburg und Statistik in Magdeburg sind nur einige Beispiele. Ich hatte inzwischen ziemlich Panik. Glücklicherweise hatte ich den Geistesblitz, mal mit meinem Nachbarn zu sprechen, der zu diesem Zeitpunkt bereits studierte. Ich erzählte ihm alles, was mich interessiert. Meine Lieblingsfächer, meine Hobbys, was ich gerne mache und was ich mir für meine Zukunft wünschen würde. Am Ende meiner Ausführungen überlegt er kurz und sagt dann: „Antoine, du hast gerade den Studiengang Soziologie beschrieben!“. Soziologie hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört. Ich ging sofort nach Hause, recherchierte und tatsächlich. Der Studiengang klang großartig. Gesellschaft analysieren, Bewegungen erkennen, Trends errechnen, Interviews führen, Forschungen machen, Statistiken auswerten und erstellen, Bücher lesen. Ein Wissenschaft, die nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, sondern da, wo Menschen sind. Davon war ich sofort unfassbar begeistert. Jetzt, vier Jahre später, habe ich meinen Bachelor in diesem Fach mit der Note „sehr gut“ abgeschlossen. Soziologie ist nicht nur das, was mich interessiert, sondern das, wofür ich leidenschaftlich brenne. Ich könnte mir keinen besseren Studiengang für mich vorstellen und habe es nie bereut, mich dafür eingeschrieben zu haben. Wenn du also nicht weißt, was du später machen sollst: Sprich mit anderen Menschen darüber. Ich würde mir wünschen, dass du genauso viel Glück hast wie ich!