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Wenn was ist, ...

Foto von Bloggerin Thea

Autor:
Thea

Rubrik:
studium

12.03.2024

„Wenn was ist, melde dich!“ Ein Satz, der Fürsorge und Hilfe vermitteln soll. Ein Satz, der lieb gemeint ist und nach einer guten Lösung klingt. Ein Satz, welcher der Person, die ihn sagt, ein gutes Gefühl gibt. Man hat sich angeboten, das ist oftmals alles, was man tun kann. So die Perspektive der helfenden Person.

Auf der anderen Seite steht die Person, die diesen Satz gesagt bekommt. Vielleicht freut sie sich über das Gefühl, mit den eigenen Sorgen nicht alleine zu sein. Vielleicht nickt sie aber auch nur. Genauso floskelhaft, wie dieser Satz manchmal zu klingen scheint. Floskelhaft, weil man ihn manchmal häufiger gesagt bekommt, als man das Angebot annimmt. Denn am Ende liegt auch hier die Initiative wieder bei einem selbst.

Und genau das ist häufig das Problem. Oftmals weiß man, dass man den engsten Freund*innen natürlich nicht zur Last fällt und auf ein offenes Ohr vertrauen kann. Und trotzdem ist es dann doch häufig eine Hürde, mitten in der Nacht, oder auch am Tag, die Uhrzeit ist im Grunde egal, die Nummer zu wählen und sich den Ballast von der Seele zu reden. Und das, obwohl man weiß, dass man nicht zu viel ist und genau das durch den besagten Satz „Melde dich, wen was ist“ vom Gegenüber bestärkt wird.

Das Problem dabei habe ich eben schon benannt. Es ist die Initiative, das eigene Aufraffen, das Überwinden, was im Kern das Problem ist. Es ist dieser erste Schritt, nach dem alles leichter wird. Aber diesen ersten Schritt zu gehen, ist manchmal einfach unmöglich. Wenn man helfen möchte, ist also genau das der Punkt, an dem man angreifen kann. Nachrichten wie „Ich denke an dich, auch wenn du dich gerade nicht meldest.“ oder „Ich mag dich, obwohl du gerade kurz angebunden zurückschreibst.“, brauchen keine Antwort.  Einfach so vorbeizukommen, ohne dass man danach gefragt hat oder dass etwas Bestimmtes passiert ist. Anzurufen, um nach dem Rechten zu hören, sind Gesten, die sehr viel effektiver sind. Es setzt nicht so unter Druck und ist auf der helfenden Seite nicht so frustrierend, weil das Angebot nicht genutzt wird.

Ich habe mich schon oft schlecht gefühlt, weil ich die lieb gemeinten und teilweise verzweifelten Gesprächsangebote meiner Freund*innen nicht annehmen konnte. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was es bezwecken soll.

Daher ist das hier der Reminder an alle, die sich schlecht fühlen, weil sie dem Angebot eines offenen Ohrs nicht nachgekommen sind, nicht weniger wert zu sein oder versagt zu haben. Und ebenso für alle, die Unterstützung anbieten möchten, sich dem Aspekt der Überwindung bewusst zu sein und beim nächsten Mal eine Alternative zum „Wenn was ist, melde dich!“ anzubieten, die weniger Eigeninitiative der anderen Person verlangt.