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Coaching für Eltern: Wie finanziere ich das Studium meines Kindes?

Den meisten Abiturientinnen und Abiturienten wollen studieren. Doch viele Eltern stellt die Studienfinanzierung vor eine große Herausforderung. abi» gibt Tipps, wie Sie den Wunsch Ihres Kindes und gleichzeitig Ihre gesetzliche Pflicht erfüllen, für den ersten berufsqualifizierenden Abschluss aufzukommen.

Anne Fuchs

Meine Tochter ist gut in Mathematik und auch technisch interessiert. Beim Nachdenken, wo sie ihre Fähigkeiten und Interessen einbringen will, entstand der Wunsch, Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Dort sieht sie für später vielfältige Berufsmöglichkeiten für sich. Leider wären wir als Familie jedoch nicht in der Lage, ihr das Studium komplett aus eigener Tasche zu finanzieren. Was können wir tun?

Michael Fetzer, Berufsberater Agentur für Arbeit Darmstadt

Sehr geehrte Frau Fuchs,

super, dass Ihre Tochter eine konkrete Vorstellung hat. Wichtig ist, dass sie bei ihrer Entscheidung ein gutes Gefühl hat. Ich empfehle Ihnen, gemeinsam mit Ihrer Tochter einen Termin für eine Berufsberatung bei Ihrer Agentur für Arbeit zu vereinbaren. Im Beratungsgespräch inklusive eventueller Tests lassen sich konkrete Vorstellungen und mögliche Alternativen klären. Wussten Sie, dass verschiedene Hochschulen Wirtschaftsingenieurwesen auch als dualen Studiengang anbieten? Auch sollte die Frage „Hochschule oder Universität“ besprochen werden: Ist Ihre Tochter eher eine „Praktikerin“ oder tendiert sie zur „Forscherin“? Dann lässt sich auch besser der finanzielle Bedarf abschätzen und mit welchen Fördermöglichkeiten er am besten zu decken ist.

Erst wenn das Studienziel feststeht und alle Alternativen geklärt sind, um dieses zu erreichen, kann der Finanzbedarf bestimmt werden. Bei diesem Prozess und darüber hinaus unterstützen Berufsberaterinnen und -berater der Arbeitsagenturen vor Ort.

Was ist BAföG und wer bekommt es?

Ihre Tochter hat eventuell Anspruch auf BAföG, eine Unterstützung speziell für Studierende. Es wird teils als zinsloses Darlehen gewährt, das man später zurückzahlen muss, und teils als Zuschuss. Die Leistung ist abhängig von verschiedenen Kriterien wie dem Einkommen der Eltern und auch davon, wie viel die oder der Studierende in einem eventuellen Nebenjob verdient. Erlaubt sind immerhin 520 Euro monatlich bei unveränderter Förderung. Den Antrag stellen müssen Sie in digitaler Form über das Portal www.bafoeg-digital.de. Ansprechpartner an der jeweiligen Hochschule ist das Studierendenwerk.

Stipendien sind nicht nur für Überflieger

Auch wenn Ihre Tochter keine Einser-Schülerin sein sollte, könnte sie gute Chancen auf ein Stipendium haben. Engagiert sie sich vielleicht politisch, gesellschaftlich oder sozial? Auch das sind Kriterien, um an die begehrten Mittel zu kommen. Speziell für Ihre Tochter käme etwa das Deutschlandstipendium infrage: Gefördert werden Studierende, deren bisheriger Werdegang herausragende Studienleistungen erwarten lässt und/oder die Hindernisse erfolgreich gemeistert haben, die sich aus ihrer familiären oder kulturellen Herkunft ergeben. Sollte sie Anspruch auf BAföG haben, könnte sie zusätzlich ein Stipendium über die Studienstiftung des deutschen Volkes beantragen – auch hier werden soziale Kompetenzen und außerschulisches Engagement belohnt.

Was genau sind Studienkredite?

Studienkredite werden in der Regel mit BAföG kombiniert und sind selten eine Entweder-oder-Entscheidung. Neben den Zinsen als Nachteil müssen Studienkredite nach dem Studium vollständig zurückgezahlt werden. Die Vorteile von Studienkrediten liegen vor allem in ihrer Flexibilität, finanzielle Engpässe während der Prüfungsphasen zu überbrücken, wenn keine Zeit für einen Nebenjob bleibt, oder sie ausschließlich für Studiengebühren zu verwenden. Erwähnenswert sind der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit. Diese können auch in Kombination mit BAföG genutzt werden, um die finanzielle Last zu mindern. Der KfW-Studienkredit sowie der Bildungskredit, welcher für höchstens 24 Monate in der Abschlussphase des Studiums beantragt werden kann, bieten flexible Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende und lassen sich kombinieren.

 

Weitere Optionen – eigene Netzwerke nutzen!

Auch wenn es Ihnen gelingt, eine oder mehrere Förderungen zu beziehen, so muss das nicht alles sein. Wussten Sie, dass Ihre Tochter bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres Anspruch auf Kindergeld hat? Oder dass sie Wohngeld beantragen kann, falls sie zum Studieren auszieht und ihr BAföG-Antrag abgelehnt werden sollte? Ein Nebenjob, etwa als Werkstudierende bei einem potenziellen künftigen Arbeitgeber, könnte ebenfalls zur Studienfinanzierung beitragen. Indem sie informelle Vereinbarungen trifft und frühzeitig Beziehungen knüpft, kann Ihre Tochter zusätzliche Finanzierungswege finden. Gleichzeitig verbessert sie damit ihre Chancen für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Auch Privatkredite im Freundes- oder Bekanntenkreis werden öfter gewährt, als man denkt – und fragen kostet schließlich nichts.

Weitere Informationen

bafög.de

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung informiert zum Thema BAföG.

www.bafög.de

 

Informationen der Förderbank KfW

Auf den Seiten der KfW-Bank können sich Interessierte zu den Themen Studien- und Bildungskredit kundig machen.

www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Studieren-Qualifizieren/

Stipendienkompass

Der Stipendienkompass ist ein unabhängiges Informations- und Beratungsangebot der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) und bietet Orientierung in der Stipendienlandschaft.
www.stipendienkompass.de

Arbeiterkind.de

Das Team von Arbeiterkind.de möchte Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, als Erste in ihrer jeweiligen Familie zu studieren. Es stellt unter anderem Informationen zum Thema Studienfinanzierung bereit, die auch für Eltern interessant sein könnten.

www.arbeiterkind.de/studium-finanzieren