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Hörakustiker: Kundinnen und Kunden Gehör schenken

Zur Ausbildung zum Beruf des Hörakustikers haben Felix Wenzel (21) drei Eigenschaften geführt: Interesse an Technik, handwerkliches Geschick und der Wunsch, anderen Menschen zu helfen. So wurde aus einem Zufall eine Berufung.

„Das Hörgerät hat mein Sohn notdürftig repariert“, erzählte die Kundin im Fachgeschäft. Die Inhaberin war so beeindruckt, dass sie diesen jungen Mann unbedingt kennenlernen wollte. So traf der Abiturient Felix Wenzel auf Beate Gromke, Inhaberin eines Hörakustik-Unternehmens im Raum Leipzig, die ihm prompt einen Ausbildungsplatz anbot.

Um mehr über den Beruf des Hörakustikers zu erfahren, schnupperte der Schüler zunächst drei Tage in den Betrieb hinein, fräste in der Werkstatt seine ersten Geräteteile, half in der Verwaltung bei der Abrechnung und schaute im Laden einem Akustiker bei der Anpassung von Hörgeräten über die Schulter. „Das fand ich alles cool, weil es mit Technik zu tun hat und ich helfe nicht nur meiner hörbeeinträchtigten Mutter gerne. Deshalb passt der Beruf des Hörakustikers sehr gut zu mir“, erklärt der 21-Jährige, der inzwischen das zweite Lehrjahr seiner Ausbildung zum Hörakustiker im Gromke Hörzentrum in Leipzig hinter sich hat.

Aufgaben als Hörakustiker/in: Fragen stellen, Parameter abklären

Porträt von Felix Wenzel Porträt von Felix Wenzel

Felix Wenzel

Seit Beginn seiner Ausbildung hat Felix Wenzel täglich mit Kunden zu tun. „Wenn Kunden den Laden betreten, haben sie in der Regel ein Problem. Der eine möchte einen Termin für ein ausführliches Gespräch vereinbaren, der nächste braucht Batterien oder möchte wissen, wie ein Reinigungsmittel verwendet wird. Bei dem Dritten funktioniert etwas am Hörsystem nicht. Wir müssen dann herausfinden, wo es hapert, um das Gerät schnellstmöglich wieder in Gang zu bekommen“, erklärt der Auszubildende.

Am meisten Zeit verbringt Felix Wenzel mit Kundinnen und Kunden, die ein neues Hörsystem bekommen sollen. „Wir messen, was genau der Kunde hört und versteht. Danach fragen wir nach dem Lebensalltag: Verbringt er viel Zeit alleine zuhause vor dem Fernseher oder geht er häufig zu Konzerten? Wünscht er sich vielleicht, den Lautsprecher des Fernsehers direkt mit dem Hörgerät zu verbinden? Hatte er schon einmal eine Erkrankung oder Operation am Mittelohr, die es bei der Anpassung des Hörsystems zu beachten gilt? Alle diese Informationen benötigen wir, um zu entscheiden, welche Hörsysteme im jeweiligen Fall in Frage kommen“, erklärt er.

Beratung und Anpassung von Hörsystemen

Schwierig ist es für den Auszubildenden, wenn er nicht alle Wünsche erfüllen kann, weil jedes Mehr an Technik zusätzliche Kosten verursacht: „Wenn ein Kunde sein Hörgerät mit seinem Telefon verbinden möchte, müssen wir sagen: Ohne eine Zuzahlung für ein Zwischengerät ist das leider noch nicht möglich.“

Wenn der Kunde sich für ein Produkt entschieden hat, bestellt es der angehende Hörakustiker. Beim nächsten Mal passt er es an, setzt es dem Kunden ein und erläutert alle Details zur Handhabung. Der Kunde hat dann Zeit, das Gerät zu testen – und beim folgenden Termin prüft der 21-Jährige, ob alles passt.

Felix Wenzel ist wissbegierig und eignet sich das Hintergrundwissen über die Hörsysteme oft eigeninitiativ an. Die Basis vermittelt ihm der Berufsschulunterricht, der für alle Azubis im Beruf deutschlandweit in Lübeck stattfindet (mehr zum Beruf des Hörakustikers siehe Hintergrund). Im Laufe der dreijährigen Ausbildung reisen die Lehrlinge elf Mal in den hohen Norden, um dort am Blockunterricht teilzunehmen. „Dadurch, dass wir mit allen Mitschülern auf dem Campus untergebracht sind, herrscht dort eine besondere Form der Lerngemeinschaft“, schildert er begeistert. Welche Inhalte der Ausbildung ihn besonders interessieren, kann er gar nicht sagen: „Hörgeräte sind wie kleine Computer, die am Ohr verbaut sind. Ich finde jedes einzelne Detail, das ich noch nicht kenne, spannend“.

Auch kaufmännische Aufgaben

Im Betrieb werden Felix Wenzel von Woche zu Woche und Monat zu Monat neue, spannende Aufgaben übertragen. Ein Bereich, in den er bisher noch gar nicht eingestiegen ist, ist die Abrechnung mit den Krankenkassen. Sie erfolgt elektronisch: „Dafür muss man sich mit dem kompletten Ablauf auskennen, der vorher passiert. Deshalb wird das erst ganz zum Schluss gelehrt“, erklärt der Azubi.

Er ist gespannt darauf, was ihn nach dem Abschluss seiner Ausbildung beruflich erwartet – und kann sich gut vorstellen, sich weiterzubilden: „Meine Mutti hat ein besonderes Hörsystem, das mit einer OP im Knochen verankert wird. Ich würde gerne eine Weiterbildung machen, um darüber noch mehr zu erfahren“.

Video: Hörakustiker/in

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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