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Landschaftsökologe: Im Einsatz für Flora und Fauna

Felix Närmann (33) arbeitet als Landschaftsökologe in der Naturschutzstation Ems. Seine Aufgabe: den Fluss und dessen Umgebung für Pflanzen und Tiere wieder lebenswert zu machen.

Ein junger Mann blickt mit einem Fernglas auf einen Fluss.

Kiebitz, Rotschenkel, Säbelschnäbler – wenn Felix Närmann durch sein Spektiv auf die Wiesen am Großen Meer in Ostfriesland blickt, kann er die Nester dieser Vögel sehen. Das war nicht immer so. Dass er diese Tiere hier heute nach Jahren der Abwesenheit wieder bei der Brut beobachten kann, hat mit einem Fluss weit entfernt der Wiesen zu tun: der Ems. Sie gilt als totes Gewässer, in dem auf weiten Strecken nur noch wenige Lebewesen existieren können. Durch bauliche Veränderungen wie Begradigungen, Vertiefungen, Befestigungen und Eindeichungen war in der Vergangenheit die Wasserqualität schlechter geworden, viele der ehemals typischen Lebensräume verschwunden – und mit ihnen die charakteristischen Tier- und Pflanzenarten.

2015 beanstandete die EU-Kommission diesen Zustand und drohte der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Niedersachsen mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Um das zu ändern, erarbeitete die Niedersächsische Staatskanzlei in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Interessengruppen einen auf 35 Jahre angelegten Rettungsplan, den ‚Masterplan Ems 2050‘. Eine der darin enthaltenen Maßnahmen war die Einrichtung der Naturschutzstation Ems am Deich in Terborg bei Leer.

Seit 2021 dort mit an Bord: Felix Närmann, der als Landschaftsökologe beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) arbeitet. Seine Aufgabe ist es, die ehemals charakteristischen tidebeeinflussten Lebensräume wiederherzustellen. So sollen zum Beispiel im Rahmen des sogenannten Restaurierungsprozesses Flachwasserzonen, Watt, Röhrichte und Auwald wieder entstehen. Keine leichte Aufgabe: „Entlang der Ems sind diese Lebensräume nahezu vollständig verschwunden. Wir brauchen einen langen Atem, um wieder hinzubiegen, was über Jahrzehnte hinweg zerstört wurde“, bringt es der Landschaftsökologe auf den Punkt.

  • Portrait von Felix Närmann

    Ich finde es toll, ein Projekt wie den ‚Masterplan Ems 2050‘ so lange begleiten und mitgestalten zu können – und so für eine lebenswertere Zukunft zu sorgen.

    Felix Närmann, Landschaftsökologe

Praktikum bei der Schutzstation Wattenmeer nach dem Abi

Dass Felix Närmann im Naturschutz arbeiten möchte, wusste er schon früh. In seiner Kindheit verbrachte er viel Zeit in der Natur. Als Sohn eines begeisterten Hobby-Ornithologen begleitete er seinen Vater oft bei dessen Vogelbeobachtungen. Nach seinem Abitur im Jahr 2009 arbeitete er als Zivildienstleistender und Praktikant bei der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt, wo er Besucher durch das Watt führte, Vögel zählte und Zäune erneuerte. Für sein Bachelorstudium in Geographie mit dem Nebenfach Biologie zog er nach München. Später wechselte er an die Universität Greifswald, wo er sich erfolgreich für den Masterstudiengang „Landschaftsökologie und Naturschutz“ beworben hatte. Nach der erfolgreichen Verteidigung seiner Abschlussarbeit im Jahr 2018 blieb Felix Närmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Moorschutz an der Uni und arbeitete außerdem beim Kranichschutz Deutschland.

2021 entdeckte der 33-Jährige die Stellenausschreibung als Landschaftsökologe an der Naturschutzstation Ems und wusste: Dieser Job passt perfekt zu ihm. Hier kann er das theoretische Arbeiten am Schreibtisch mit der praktischen Tätigkeit in der Natur verbinden. „Das Umsetzen des ‚Masterplans Ems 2050‘ bringt viel planerischen, aber auch bürokratischen Aufwand mit sich. Wir müssen unsere Aktivitäten aufschreiben und regelmäßig an die zuständigen Stellen weitergeben.“

Für eine lebenswertere Zukunft sorgen

Außerdem kümmern sich der Landschaftsökologe und seine Kolleginnen und Kollegen darum, die Öffentlichkeit über die Pläne zu informieren. Dazu halten sie zum Beispiel Vorträge für Schulklassen und an der Volkshochschule.

„Ich finde es toll, ein Projekt wie den ‚Masterplan Ems 2050‘ so lange begleiten und mitgestalten zu können – und so für eine lebenswertere Zukunft zu sorgen“, sagt der Vater von zwei kleinen Kindern. Einen Teilerfolg konnten er und seine Kolleginnen und Kollegen bereits feiern: Bis 2050 sollen im ‚Masterplan Ems‘ 200 Hektar Wiesenvogelgebiete angelegt werden, das Zwischenziel bis 2025 lautete ursprünglich 78 Hektar. „Mit 89 Hektar angelegter Fläche ist der Plan seiner Zeit weit voraus“, sagt Felix Närmann stolz.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Landschaftsökologe/-ökologin).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Informationen rund ums Studium.

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Berufsverband Landschaftsökologie Baden-Württemberg e. V.

bvdl-bw.de

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)

www.nlwkn.niedersachsen.de

Gesellschaft für Landschaftsökologie, Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH (ÖKON)

www.oekon.com