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Buchhändlerin: „Nicht das Buch steht im Vordergrund, sondern der Kunde.“

Sie liebt Bücher, sie liebt das Lesen. Beste Voraussetzungen für eine Ausbildung zur Buchhändlerin, dachte sich Jessica Schmidt. Nun ist die 20-Jährige im zweiten Lehrjahr bei Hugendubel in Leipzig und erklärt, warum der Job ganz anders ist, als sie eigentlich dachte – und trotzdem viel Spaß macht.

Romane auf einem Präsentiertisch

Es war eine spontane Idee. Jessica Schmidt war mit der zwölften Klasse auf Exkursion in Dresden, und dort besuchten sie eine Buchhandlung. Da sie Bücher schon immer liebte, besonders Jugendromane, hatte sie plötzlich eine Eingebung: Warum nicht eine Ausbildung zur Buchhändlerin machen? Direkt nach dem Besuch bewarb sie sich dort – und wurde genommen. Nach dem Abitur fing Jessica Schmidt in einer Hugendubel-Filiale in Leipzig an.

„Ich hatte im Grunde genommen keine Ahnung, was auf mich zukommen würde“, sagt die 20-Jährige heute. So war es zunächst ungewohnt für sie, dass man als Buchhändlerin so viel Kontakt zu Menschen hat. „Eigentlich steht nicht das Buch im Vordergrund, sondern der Kunde“, lautet ihre Erfahrung. Jede Menge Kunden kommen jeden Tag in die Filiale, mit Wünschen und Fragen. Manchmal haben sie eine genaue Vorstellung davon, was sie brauchen, manchmal nur eine Ahnung. Die Schwiegermutter feiert 70.Geburtstag, gibt es da etwas Passendes? Die nächste Reise soll nach Madagaskar gehen, welcher Reiseführer ist der beste? Es gibt angeblich einen neuen Ratgeber zum Thema Heilfasten, wo finde ich den? Jessica Schmidt hat inzwischen auf alle diese Fragen eine Antwort.

Alle Neuerscheinungen im Blick

Ein Porträt-Foto von Jessica Schmidt. Ein Porträt-Foto von Jessica Schmidt.

Jessica Schmidt

Sie hat als Auszubildende mittlerweile fast alle Abteilungen durchlaufen, zur Zeit ist sie in der Belletristik. Sie muss einen Überblick über alle Neuerscheinungen haben, sie muss wissen, wo das neueste Werk von John Grisham steht und welcher Roman gerade auf den Bestsellerlisten ganz oben ist. Klar, nicht alles hat man auswendig parat, dafür gibt es die Computer an den „Infotheken“, die die Buchhändler zu Rate ziehen. Ein Kunde ist auf der Suche nach einem Buch von Stephen King, das in einem Schloss spielt? Gute Frage – Jessica Schmidt gibt die Begriffe in den Computer ein. Mit den richtigen Suchworten wird ein Ergebnis ausgegeben. Wenn nicht, heißt es, weiter fragen, weiter forschen. Solche Aufgaben sind manchmal knifflig, machen aber auch viel Spaß, sagt Jessica Schmidt.

Die angehende Buchhändlerin hat meist nur einen Samstag im Monat frei, dafür aber einen Tag unter der Woche. Eine Woche Frühschicht wechselt sich mit einer Woche Spätschicht ab. Dass sie den ganzen Tag auf den Beinen steht, ist sie mittlerweile gewohnt. Und manchmal kann es heiß hergehen, zum Beispiel in der Weihnachtszeit. Wenn sie dann einer Mutter einen tollen Jugendroman für die Tochter empfehlen kann, entschädigt das. „Sie hat ein schönes Geschenk, und ich weiß, das Buch ist in guten Händen – das ist ein tolles Gefühl.“

Selbstbewusstsein ist gewachsen

Heute schätzt Jessica Schmidt den Kontakt zu den Kunden. „Es ist schön, Menschen zu beraten“, sagt sie. „Klar war das zunächst eine Herausforderung, aber ich habe mich dabei auch weiterentwickelt, bin offener und selbstbewusster geworden.“

Bereits zweimal war die Auszubildende in der Berufsschule in Frankfurt am Main im Internat, jeweils neun Wochen lang. „Dort gibt es dann zwar geballten Unterricht, doch es ist interessant“, sagt sie. Und: Man trifft auf Gleichgesinnte – die Auszubildende hat dort ihre beste Freundin kennengelernt. Sie ist rundherum zufrieden mit ihrer Entscheidung: „Die Arbeit mit dem Buch, die ist und bleibt einfach schön.“ Deshalb will Jessica Schmidt nach der Ausbildung auf diesem Gebiet weitermachen. Ihr schwebt ein Studium vor, dann will sie vielleicht bei einem Verlag arbeiten.

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Video: Buchhändler/in

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